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NEW YEAR IN PUERTO RICO

Ein Winter in Europa, der nicht auf Touren kommt und zwei Menschen, die nach einem ziemlich intensiven Jahr nach etwas Sonne lechzen. Also: Weltkarte raus und schauen, was realistisch für 10 Tage Ausstieg aus grauer Tristesse ist! Beim Reiseziel waren wir recht flexibel und wussten beide, was wir schonmal NICHT wollten: viele Touristen.
Die Flugpreise in die Sonne sind gerade um den Jahreswechsel herum grösstenteils unverschämt teuer und man muss schon lange recherchieren, um etwas Realistisches zu finden. Am Ende sind wir irgendwie bei Puerto Rico gelandet, was für uns beide Neuland war und aus Erzählungen von Freunden ziemlich nice zu sein schien. Aus der Sicht eines Graffitiwriters kannte ich nur die vielen Bilder von den Homies Kems, Geser & Co. die regelmässig auf der Insel zu sein schienen. Ebenso waren einige Wochen zuvor die 1UPs in San Juan und das, was ich online davon aufschnappte, sah fantastisch aus.
Und man mag es kaum glauben: Kurz vor Weihnachten hatten wir auch unsere Flüge für den 28.Dezember gebucht. Wie immer kurz vor knapp aber das konnte nur gut werden.
San Juan ist die Hauptstadt des US Aussengebietes Puerto Rico, deren wichtigster Seehafen sowie das industrielle, wirtschaftliche, kulturelle und touristische Zentrum der Insel. Gerade die Altstadt mit seinen unzähligen farbigen Häusern aus der spanischen Kolonialzeit und Sehenswürdigkeiten aus dem 16.Jahrhundert macht echt was her – auch wenn man preislich schon merkt, dass man sich in einer Touristenhochburg befindet. Die Originalrezeptur für die Piña Colada stammt übrigens von hier. Wir haben uns natürlich auch ein bisschen umgesehen und fanden es wahnsinnig schön. Die Spuren der 1UPs (speziell in San Cristòbal) sind definitiv auch nicht zu übersehen und somit kommen wir auch schon wieder zum Thema: Wo bekomme ich Dosen her? Der Homie TRACE, der seit einiger Zeit auf Puerto Rico lebt, hat mich auf ein Date eingeladen und mir direkt einen klassischen Hardware Store empfohlen, wo ich ein gutes Sortiment NBQs vorfand. Andere Brands sind leider sehr schwierig zu bekommen in Puerto Rico, was grösstenteils mit den US Zöllen zusammenhängt.
Mit Trace kam ich von Anfang an super klar. Ein wirklich gastfreundlicher Typ, begnadeter Stylewriter und natürlich (wie es sich für nen richtigen Ami gehört) professionell ausgerüstet. Trace hatte uns eine recht große Wand abseits vom Zentrum organisiert und wir verbrachten einen superschönen Tag irgendwo im Nirgendwo. Nebenbei bekamen wir eine Menge Tips und Infos über Land und Leute, Go`s und NoGo`s.

Von San Juan ging es auf einen kleinen Roadtrip Richtung Insel Vieques, wo wir auch den letzten Tag des alten und die ersten Tage des neuen Jahres verbringen wollten. Kurz vor dem Fährhafen (wir liessen den Leihwagen dort zurück) erblickte ich noch einige wirklich schöne Spots, die man scheinbar ohne Probleme bei Tag malen konnte. Der Kofferraum voller Restdosen und noch ein gutes Zeitpolster…da kann man schon im Sonnenuntergang noch schnell eins aufdampfen, dacht ich mir. Letztlich war es dann doch ein etwas gewöhnungsbedürftiger Ort, da ich schnell feststellte, dass ich von einem großen Rudel wild lebender Hunde beobachtet wurde. Ich bin zwar Hundefreund und hab auch absolut keine Berührungsängste mit diesen Geschöpfen. Aber wenn in absoluter Stille plötzlich 15 oder 20 recht große Hunde anfangen zu bellen und in meine Richtung gerannt kommen, setzt man sich erstmal wieder ins Auto und analysiert die Lage. Nach einigen Minuten entschied ich mich für Action – allerdings eher in Slow Motion. Meine Frau bevorzugte bei geschlossenen Türen den Beifahrersitz.
Vieques ist eine herrliche Insel mit karibischem Flair, zauberhaften Stränden, wild lebenden Pferden, bunten Iguanas und……tollen Spots zum Malen. Wenigstens ein Piece wollte ich hier hinterlassen. Und da war dieses verlassene Baseballstadion am Rande der Stadt, was mich anlachte und immerzu zu rufen schien: Mal mich an! Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Also: Eingang gesucht, hineingefahren, Auto unauffällig geparkt und einen Topspot gemalt. Was ich nicht wusste: dass irgendwer von der Strasse aus mein Treiben beobachtete und scheinbar die Rennleitung rief. Als ich im Begriff war, noch ein zweites schnelles Crewpiece zu malen, parkte plötzlich eine kleine Kolonne von 3 Autos und 2 Motorrädern – allesamt mit Blaulicht ausgestattet – vor mir und eine Menge uniformierter US Cops stand um mich herum. Innerlich natürlich etwas aufgewühlt – nach aussen recht entspannt – beantwortete ich ihre Fragen nach dem, was ich hier mache. Ich verwies auf die vielen Tags und einige schlechter Pieces im Innenraum des Gebäudes und meine Vermutung, dass dies schon in Ordnung ginge. Es folgte das übliche good Cop/bad Cop-Spiel. Der eine fand es irgendwie cool, der andere fand es scheisse. Nach der Aufnahme meiner Personalien, durften wir den Ort des Geschehens verlassen. Eigentlich keine große Sache, aber man weiss eben nie, wie die lokalen Gesetzeshüter so reagieren. Daher ist für mich das erste Gebot: erstmal freundlich bleiben und kommuniziere, dass man in Frieden gekommen ist, um was Schönes zu machen. Naja…manchmal funktioniert sowas…manchmal bekommt man eben nen Arschtritt. Hier war es eine Mischung aus Beidem. Ein gutes Foto hatte ich trotzdem im Kasten.


Zurück auf der Hauptinsel sollte noch weiterer Stop folgen: Der äußerste Nordwesten mit einer Menge traumhafter Strände und Surfspots. Da meine Dosen allerdings zur Neige gingen, brauchte ich Nachschub. Trace hatte mir einen Kontakt zu einem Ex-Marine vermittelt, der in Rente ist und wohl einen privaten Graffitishop in Aguadilla betrieb. Die angegebene Adresse befand sich mitten in einer recht schicken Wohnsiedlung. Ich klingelte an der Türe und plötzlich öffnete sich das Rolltor einer Doppelgarage. Drinnen ein voll ausgestatteter Shop mit allem, was das Writerherz begehrt. Wer in der Nähe sein sollte: checkt den KSA787 Shop!
Ich deckte mich nochmals mit ein wenig Material ein, denn direkt an der Küste gibt es die RUINAS URBANAS DE AGUADILLA – eine Art Freiluftgallerie für so Typen wie mich, die Bock haben, an einem traumhaften Spot mit Meerblick ein Bild zu malen.
Fernab all dieser Luxus-Abenteuer gab es allerdings auch wieder mal ein Erlebnis, was mich sehr geerdet und uns ziemlich betroffen gemacht hat:
Bei einem Strandspaziergang entdeckten wir in der Ferne ein gestrandetes Holzboot, welches wir uns unbedingt anschauen wollten. Angekommen an der notdürftig zusammengezimmerten Konstruktion (ca. 8m lang) realisierten wir sehr schnell, dass es sich um ein Flüchtlingsboot handelt, denn im Inneren lagen einige wenige Schwimmwesten, Klamottenreste und Wasserbehälter. Diese Boote (meist aus Haiti oder oder Dominikanischen Republik) landen wohl fast täglich an diesem Küstenabschnitt. In diesem Moment tauchen so viele Fragen im Kopf auf: Wieviele Menschen waren hier drin? Haben sie es alle geschafft? Wieviele Kinder waren dabei? …
Die Hauptfrage ist aber: Wie verzweifelt muss man sein, um sich mit einer Menge Anderer auf den freien Ozean in ein solches Gefährt zu begeben in der Hoffnung auf ein besseres Leben?
Mit einem bedrückenden Gefühl liefen wir zurück zu unserem schönen Appartement und verbrachten unseren letzten Abend.